Auf der Suche nach der "optimalen Fastenanleitung"
Aus der Naturheilpraxis von Heilpraktiker René Gräber
Ob zum Abnehmen, zur Verbesserung des Lebensgefühls oder zur Behandlung von Beschwerden: Heilfasten erfreut sich
großer Beliebtheit. Manchmal wird dabei leider nicht genau hinterfragt, welches Ziel die Fastenkur verfolgt. Zum
Abnehmen (im Sinne einer Diät), ist es nach meiner Meinung keine geeignete Methode, wohl aber als Einstieg in eine
Ernährungsumstellung. Aber die entscheidende Frage ist eigentlich und nach welcher Heilfasten Anleitung vorgegangen
werden sollte?
Welche Heilfasten Anleitung ist die "Richtige"?
Diese Frage ließe sich "leicht" beantworten, nämlich mit: Meine Heilfasten Anleitung (nach René Gräber), ist
"natürlich" die Richtige.
Aber im Ernst: Eine richtige Anleitung tut das was sie tun soll, nämlich den Fastenden sicher durch die
Fastentage führen. Und das möglichst ohne Komplikationen und "Nebenwirkungen".
Im Wesentlichen sind dazu aus meiner Sicht drei Dinge nötig:
1. Eine Fastenvariante, die auch zum Fastenstoffwechsel führt.
2. Der richtige "Ablauf" des Fastens
3. Die richtige und sinnvolle Unterstützung des Körpers
Zur "richtigen" Fastenvariante schreibe ich ausführlicher im Beitrag: Welche Fastenvariante ist die Richtige? Weit verbreitet ist das Heilfasten nach Buchinger.
Aber es tummeln sich viele Angebote die als Fasten bezeichnet werden, aber damit überhaupt nichts zu tun haben.
Denn: "richtiges" Fasten setzt voraus, dass der Fastenstoffwechsel erreicht wird.
Und es tut mir leid: Obstfasten, Basenfasten, Saftfasten und einige weitere Formen erfüllen oftmals nicht diese
Kriterien. Verstehen sie mich bitte nicht falsch: viele dieser Ernährungsformen und Diäten halte ich für gut,
hilfreich und auch gesund. Aber es ist halt kein Fasten.
Kommen wir zum nächsten Punkt: Der richtige "Ablauf".
Generell besteht eine "gute" Heilfasten Anleitung aus drei
Abnschnitten:
Abschnitt 1: An den Entlastungstagen, wird die
Nahrungsaufnahme schon deutlich reduziert. Häufig werden Kartoffeltage, Reistage oder Obsttage empfohlen. Auf
Genussmittel wie Alkohol, Nikotin, Zucker oder Koffein sollte schon in den Vorbereitungstagen verzichtet werden. In
meiner Heilfasten Anleitung empfehle ich das etwas anders...
Zum eigentlichen "Fastenbeginn" wird der Darm entleert, um die negativen Folgen einer Darmträgheit zu
verhindern. Meistens wird die Darmentleerung durch Glaubersalz oder
Bittersalz empfohlen, manchmal auch zusätzlich durch einen Einlauf. Gerade zu diesem Thema gibt es unzählige
unterschiedliche Auffassungen:
- Wie viel Glaubersalz, Bittersalz - oder doch etwas anderes?
- Was ist wenn diese Salze und Maßnahmen nicht wirken?
Zum Thema Einlauf und Klistier gibt es noch mehr Meinungen. Manche halten Einläufe sogar für schädlich und nicht
gesund für die Darmflora.
Und bei denen, die Einläufe befürworten, lese ich dann zum Beispiel, dass man den Einlauf mit einem Irrigator
machen soll, an der Türklinke im Badezimmer aufgehängt... Der Fastende kniet dann auf dem Boden, um den Einlauf
einlaufen zu lassen...
Es tut mir leid das Schreiben zu müssen, aber ich meine, wer so etwas seinen Fastenteilnehmern / Lesern zumutet
hat das selbst noch nie durchgeführt oder ist völlig schmerzbefreit. Sicher, einige Teilnehmer machen das so und
sind damit erfolgreich. Aber ich denke da an eine typische Patienten: 60 Jahre, Knieschmerzen, mit dem Rücken ist
es auch nicht mehr so gut. Diese Patienten, die teilweise schon Jahrzehnte nicht mehr auf dem Boden waren, sollen
sich solch ein Prozedere zumuten? Das hat nichts mehr mit Heilfasten zu tun, sondern schon eher mit einer Rosskur.
Und dann gibt es noch ein Problem. Manche Fastenteilnehmer sind so verstopft, dass der Wasserdruck aus dem
Irrigator nicht ausreicht um "einzulaufen"...
Kommen wir lieber einmal zu Abschnitt 2: Den Vollfastentagen.
Während der Vollfastentage wird auf feste Nahrung vollständig verzichtet. Dreimal am Tag ist je nach Fastenvariante
Obstsaft, Gemüsesaft, Gemüsebrühe oder Gemüsesuppe vorgesehen. Das Thema Salz wird in manchen Fastenanleitungen
diskutiert. Einig sind sich aber wieder alle Fastentherapeuten: Wichtig sei es, reichlich zu trinken. Aber da gehen
die Probleme schon wieder los. Manche Fastenleiter empfehlen pauschal 3 bis 4 Liter pro Tag. Auch hier denke ich
wieder an meine Patienten. Zum Beispiel eine Dame, 50 kg, die bisher sehr wenig pro Tag getrunken hat. Diese soll
sich jetzt auf einmal 3 bis 4 Liter Flüssigkeit reinzwängen? Herzlichen Glückwunsch. In manchen Heilfasten
Anleitungen habe ich sogar Pauschalempfehlungen von bis zu 7 Litern pro Tag gelesen. Als Standardempfehlung für
mich einfach unglaublich.
Auch die Frage: Was trinken?, birgt einige Fallstricke. Mineralwasser, Gemüsesaft, Obstsaft und Kräutertee. Wenn
Kräutertee, welcher? Manchmal wird empfohlen, ein bis drei Teelöffel Honig in den Tee zu geben; andere raten davon
ab.
Abschnitt 3: Das Fastenbrechen. Hier sind sich (wieder) alle
relativ einig: langsamer Kostaufbau und nicht zu schnell wieder mit der "normalen" Ernährung beginnen (Aufbautage).
Die richtige Unterstützung des Fastens
Zur Unterstützung einer Heilfastenkur wird von manchen Experten zu verschiedenen Begleitmaßnahmen geraten:
Leberwickel fördern die Durchblutung, das Wärmegefühl und das Wohlbefinden. Kneipp-Anwendungen können niedrigem
Blutdruck vorbeugen. Generell wird auch ein ausgeglichenes Verhältnis von Bewegung und Entspannung empfohlen.
Manche Fastenleiter bieten auch Fastenwandern an.
Nach meiner Erfahrung ist das auch alles sehr gut und für Teilnehmer ohne Beschwerden und Krankheiten in vielen
Fällen auch ausreichend. Ich beobachte zunehmend (auch sehr junge Patienten), die eine Vielzahl von Beschwerden und
Befindlichkeitsstörungen mitbringen, die während des Fastens mit verstärkten Problemen (Entgiftungsreaktionen,
Kreislaufproblemen u.ä.) zu tun haben. Meiner Ansicht nach, sind hier weitere unterstützende Maßnahmen aus dem
Bereich der Naturheilkunde hilfreich, um auch diese Patienten durch die Fastenzeit zu führen - und dabei bin ich
noch nicht einmal auf das beliebte Thema Entschlackung und Entgiftung eingegangen...
Fasten ist mehr, als nur das Weglassen der Nahrung. Fasten kann eine sehr wirkungsvolle Therapie sein. Manche
behaupten sogar, es sei eine Operation ohne Messer...
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