Ganz klar: Fasten stärkt das Immunsystem
Eine Fastenkur kann ganz unterschiedlich motiviert sein. Einige Menschen fasten aus religiösen
Beweggründen, andere enthalten sich der Nahrungsaufnahme aus gesundheitlichen Überlegungen heraus. Tatsächlich soll
es medizinische Indikationen für dieses Heilfasten geben, jedoch ist eine derartige Null-Diät unter Ärzten auch
umstritten.
Im Jahr 2014 bereicherte eine wissenschaftliche Untersuchung die Diskussion. US-amerikanische Wissenschaftler
wiesen nach, dass schon kurze Hunger-Perioden das Immun-System positiv beeinflussen. In der Studie untersuchten die
Forscher der University of Southern California eine Reihe von Probanden, die für 2 – 3 Tage fasten sollten.
Zusätzlich wurden Tier-Experimente mit Mäusen durchgeführt. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team im Fach-Magazin
Science Daily.
Schon nach weniger als 3 Tagen ohne Nahrung beginnt das Immun-System mit einer gründlichen Regeneration.
Sichtbar ist das zunächst daran, dass alternde Leukozyten vermehrt absterben. Gleichzeitig induziert eine kurze
Hunger-Phase die Neubildung weißer Blutkörperchen. Denn der Entzug der Kohlenhydrate, Fette und Proteine führt zu
einer Aktivierung der Stammzellen im Knochenmark und der Milz. Die frischen Leukozyten arbeiten dann wesentlich
effektiver bei ihrer Jagd auf Krankheitserreger und Krebszellen. Wahrscheinlich handelt es sich bei der Ankurbelung
des Immun-Systems um eine gezielte Anpassung des Organismus, weil Hungerzeiten immer auch Krisen-Zeiten sind. Doch
auf welchem Wege wirkt das Fasten im Organismus?
Bei Nahrungsentzug reduziert der Körper die Produktion des Enzyms Protein-Kinase (PKA). PKA ist ein Agens im
Stoffwechsel der Amino-Säuren und auch an der Regulation der Zell-Differenzierung beteiligt. Ein niedriger
PKA-Spiegel ist das Signal für die Stammzellen des Knochenmarks, verstärkt Leukozyten zu bilden.
Die Studie zeigt noch einen weiteren Effekt des Heilfastens. Auch die Ausschüttung des Hormons „Insulin-like
Growth Factor 1“ (IGF-1) wird vermindert, mit durchaus positiven Folgen. Das Peptid steuert das Zellwachstum und
fördert damit auch die Vergrößerung von Tumoren. Ist das IGF-1 reduziert, breitet sich ein vorhandener Krebsherd
langsamer aus.
So könnten kurze Heilfastenkuren den Krebs-Patienten gleich zweifach nutzen. Denn die aggressive Chemotherapie
hat eine Reihe von gravierenden Nebenwirkungen. Die Pharmaka sind Zellgifte, die das auch Immun-System schwächen
und daher für den Patienten mit erheblichen Risiken verbunden sind. Die Regeneration der Körperabwehr durch
tageweisen Nahrungsentzug könnte eine Krebs-Therapie wirksam unterstützen. Hinzu kommt schließlich das reduzierte
Tumor-Wachstum durch den gesenkten IGF-1-Spiegel.
Der Vorschlag, Krebs-Patienten in der Chemotherapie eine Fastenkur zu verordnen, hat allerdings nicht nur
Befürworter. Einige Ärzte wenden ein, dass die geschwächten Kranken auch zusätzlichen Schaden erleiden könnten.
Eine Alternative kann die Simulation der Effekte bedeuten, die aus dem Fasten resultieren. Möglicherweise werden in
Zukunft Medikamente entwickelt, die die PKA und den IFG-1 in die gleiche Richtung beeinflussen wie das
Kurzzeitfasten.
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